1.Korinther 1,10
Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulaßt, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung.
Ich möchte heute den Augenmerk in diesem Vers auf ein Wort richten, welchem man vielleicht nicht immer soviel Beachtung schenkt und es doch eine Voraussetzung für Gott ist, großes zu wirken. Es handelt sich um das Wort: „Gesinnung“.
Im Neuen Testament werden wir immer wieder aufgefordert die gleiche Gesinnung zu haben.
Was heißt es einer Gesinnung zu sein? Ist es möglich, die gleiche Gesinnung zu haben? Und ist damit gemeint, dass wir alle genau das gleiche Verständnis von allem haben und in allem die gleiche Meinung?
Der österreichische Philosoph Rudolf Eisler bezeichnete Gesinnung als:
„Sinnesweise, Willenshabitus, dauernde Willensrichtung, die Motivation des Handelns in ethischer Hinsicht, die gefühlsbetonten Vorstellungen, aus denen der Wille entspringt.“
– Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 383.:
(Wikipedia)
Hier erkennen wir schon etwas näher was es bedeutete einer Gesinnung zu sein. Es Bedeutet eine gemeinsame Ausrichtung zu haben, einen Willen der das gleiche möchte, eine gleiche Motivation.
In biblischer Sicht geht das noch weiter, hier lesen wir z.B. in Philipper 2,20-21 was Paulus über die gleiche Gesinnung schreibt. Dort heißt es:
Denn ich habe sonst niemand von gleicher Gesinnung, der so redlich für eure Anliegen sorgen wird; 21 denn sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Christi Jesu ist!
Also, gleicher Gesinnung zu sein, so wie Gott es möchte, bedeutet dass wir nicht das unsere suchen, also nicht auf unseren Vorteil bedacht sind, sonder was der Wille unseres Heilands Jesus Christus ist.
Auch in Philipper 2,5-8 finden wir ein Beispiel, wie diese Gesinnung aussehen soll:
Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, 6 der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; 7 sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; 8 und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.
Hier lesen wir davon, wie Jesus sich selbst erniedrigte, verleugnete und gehorsam war, bis zum Tod. Diese Art von Gesinnung wünscht sich Gott unter uns zu finden.
Römer 12,2 gibt einen Hinweis darauf, wie dies geschieht. Dort heißt es:
Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
Paulus sagt hier: lasst euch verwandeln und erneuern, also diese Gesinnung ist nichts was wir uns selbst aneignen können, sonder von Gott geschenkt bekommen und im Glauben annehmen müssen. Nehmen wir das Geschenk an, wird es unser Wesen verändern und wir werden mit unseren Geschwistern die gleiche Gesinnung haben.
John Wesley und Georg Whitefield
Ihr habt sicher schon mal von John Wesley gehört. Er gilt als Mitbegründer des Methodismus.
Habt ihr auch schon mal von Georg Whitefield gehört? Sein Name ist leider nicht ganz so bekannt obwohl er der eigentliche Gründer der Methodisten ist. Wesley wäre ohne Whitefield nichts gewesen und Whitefield auch nicht ohne Wesley. Beide zusammen waren maßgeblich an der großen Erweckung im 18. Jahrhundert beteiligt. Es lohnt sich wirklich, das Leben der Beiden näher zu studieren. Beide haben eine interessante Bekehrungsgeschichte und Gott hat sie auf wunderbare Weise gebraucht. Whitefield hatte in seinem Leben ca. 30000 Predigten gehalten und Wesley ca. 40000. Wobei Wesley sicher 20 Jahre länger lebte und daher mehr Zeit hatte. Beide haben im Durchschnitt drei mal am Tag gepredigt, angefangen um 5 Uhr morgens. Bei ihren Freiluft Predigten kamen bis zu 50000 Menschen zusammen. Von Whitefield sagt man, dass er in seinem Leben zu 10.000.000 Menschen gesprochen hatte.
Die Beiden waren ihr Leben lang eng miteinander verbunden und doch gibt es bei ihrer Freundschaft auch eine dunkle Phase.
Begannen hat die Zeit der Entfremdung als John Welsley anfing gegen den Calvinismus zu predigen und zu schreiben.
Die Reaktion Georg Whitefield, der sich Anfangs noch nicht klar positionierte, später aber überzeugter Calvinist wurde, war dieser Brief an Wesley:
Ich höre, geehrter Sir, daß Ihr daran denkt, eine Predigt gegen die Prädestination zu drucken. Der Gedanke schockiert mich. Welche Folgen kann das haben außer Kontroverse? Wenn die Leute mich nach meiner Meinung fragen, was soll ich tun? Ich bin damit in einer kritischen Lage. Gott gebe, daß ich mich richtig verhalten kann! Stille auf beiden Seiten wird das Beste sein. Es wird schon gemunkelt, daß zwischen Euch und mir ein Riß sei, und darob ist mein Herz bekümmert.
Whitefield erkannte schon früh, dass die Predigten über dieses Thema, egal von welcher Seite, der Erweckung schaden würde und es zu unnötigen Spaltungen kommen wird. Einige Jahre hat es jedoch gedauert bis die Beiden sich wieder annäherten und Whitefield beendete den Streit mit einem Brief in dem er zu Schluss folgendes schrieb:
Ich hoffe, daß wir voneinander Feuer fangen und in heiligem Eifer darin wetteifern, wer unter uns den Menschen am tiefsten erniedrigt und den Herrn am höchsten erhöht.
Seit diesem Zeitpunkt gab es bis zum Tod der Beiden keine Streitereien mehr über das Thema und die Erweckung konnte sich so weiter ausbreiten.
Ich denke die Beiden sind ein gutes Beispiel dafür was es heißt, einer Gesinnung zu sein. Sicher ist das Thema nicht unwichtig um das sie sich gestritten hatten, aber es hatte schlussendlich nur Schaden angerichtet, als es in die Öffentlichkeit getragen wurde.
Laufen wir nicht auch Gefahr unsere eigene Erkenntnis als so wichtig anzusehen, dass daraus ein Schaden entstehen kann? Gott möchte, dass wir die gleiche Gesinnung haben, eine Gesinnung wie sie Jesus hatte und er möchte sie uns auch schenken. Gleiche Gesinnung zu haben bedeutet nicht immer gleicher Meinung zu sein, das lernen wir aus dem Leben von Whitefield und Wesley, vor allem was daraus entstehen kann, wenn beide danach streben eins zu sein und ihre eigenen Vorlieben zurück zu stecken.
Ich bin davon überzeugt, dass Gott uns in alle Wahrheit leiten möchte, allerdings sollen wir nicht diejenigen sein, die festlegen, wann das zu geschehen hat und nach welcher Reihenfolge. Manchmal möchte Gott uns erproben ob wir gleicher Gesinnung sein können, trotz unterschiedlicher Meinung. Auch müssen wir wieder lernen, dass geistliche Dinge geistliche beurteilt werden müssen und hier kann es auch mal sein, dass eine Sache zwar richtig ist, aber der Zeitpunkt nicht stimmt es auszusprechen. Wir sollen uns auch selbst nicht für klug halten, das lehrt uns die Bibel, menschliche Weisheit ist vor Gott nichts wert.
Es gibt auch noch ein anderes Wort im neuen Testament, welches oft im Zusammenhang mit gleicher Gesinnung steht nämlich das Wort einmütig. In unserem Einleitungsvers haben wir auch darüber gelesen.
Einmütig bedeutet: völlig übereinstimmend; einer Meinung, eines Sinnes sein.
Wir lesen auch davon in Römer 15,5-7
Der Gott des Ausharrens und des Trostes aber gebe euch, untereinander eines Sinnes zu sein, Christus Jesus gemäß, 6 damit ihr einmütig, mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus lobt. 7 Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes!
Einmütig sein in der Bibel ist meist mit einer Handlung verbunden: Sie waren einmütig beim Brotbrechen beisammen, sie erhoben einmütig ihre Stimme usw.
Wenn Christen einmütig beisammen waren geschahen oft große Wunder und vor allem kam die Ausgießung des Heiligen Geistes.
Wenn wir einmütig beisammen sind und gemeinsam Gott loben und anbeten, treten dann nicht automatisch Unterschiede in den Hintergrund?
Lasst uns daher die gleiche Gesinnung anstreben und einmütig beisammen sein. Dann können wir gewiss sein, dass Gott großes unter uns wirken wird.